Alegra hatte bisher zwei VGPen mit hohen I. Preis bestanden. Dass noch
ein dritter I. Preis hinzukommt, konnte ich nicht ahnen.
Dann folgte
die Bewerbung. Als ich die schriftliche Zusage im April bekam, war die
Freude riesig. Wir haben es geschafft... wir sind Teil der deutschen
Mannschaft auf der 51. Internationalen VGP 2019. Ein Traum ging für mich
in Erfüllung. Somit begann die akribische Arbeit an manchen Leistungen
noch zu feilen. Nur nicht überdrehen... das war meine Devise.
Vorab meinen aufrichtigen Dank an alle die mich in der Vorbereitung unterstützt haben. Speziell an Robert, Leo und Micha.
Am 12. September war es dann soweit. Wenn ich jetzt behaupte nicht aufgeregt gewesen zu sein, dann ist das etwas geflunkert... ist man immer. Sollte dieses Gefühl mal verschwinden, dann werde ich keine Hunde mehr führen. Meiner Meinung nach hat die Arbeit mit Jagdhunden immer etwas mit Emotionen und einer großen Portion Gespür zu tun. Für mich stand einfach fest, dass mich Alegra nicht im Stich lassen würde. Diese Hündin hat bisher noch nie versagt und gibt alles für ihren Chef.
Meine ganz persönlichen Eindrücke von dieser Prüfung möchte ich im nachfolgenden Teil schildern.
Donnerstag gegen 17.00 Uhr war die Anmeldung, Richterbesprechung und
die Einteilung der Fachabfolge für die Wald und Wasserarbeit.
Am
Freitag um 8.00 beginnt die Prüfung mit Grußworten u.a. von Staatssekretär
Gerhard Eck. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl hinter der deutschen
Fahne zu stehen, mit Jagdhörnern begrüßt zu werden und das vor der
unbeschreiblichen Kulisse des Klosters in Ebrach. Einfach umwerfend.
Die einzelnen Länder stellten ihre Gespanne vor und Karl Walch der
Präsident des Jagdgebrauchshundeverbandes hielt eine sehr gute Rede. Man
merkt einfach, dass er ein Mann der Praxis ist.
Die Prüfung begann mit Fuchs über Hindernis. Die Reihenfolge wurde ausgelost. Wir waren Nummer 10 von 12. Na prima,
aber für Alegra kein Problem.
Treibjagd war das nächste Fach. Natürlich
nicht angeleint und frei abgelegt.
Das Risiko besteht darin, wenn der
Hund aufsteht und sich vom Führer entfernt bist du ausgeschieden. Ohne
Gnade einfach raus. Kann einem mit angeleintem Hund schon mal nicht
passieren. :-) Alegra lag wie ein Fels.
Unser nächstes Fach war die Schweißarbeit.
Eike Behrens war Obmann
am Schweiß, er brachte über 100 Hunde schon durch eine normale VGP und hat
auch einige Internationale VGPen gemeistert. Somit auch jemand, der
aufgrund seines riesigen Erfahrungsschatzes weiß, worauf es ankommt.
Alegra zeigte eine Arbeit auf der Übernachtfährte, die mir die Sprache
verschlug... perfekt. Ich konnte sehr oft Schweiß melden. Das erste und
zweite Wundbett ebenfalls.
Sie korrigierte sich nur minimal selbst und
nahm auf der gesamten Fährte nur ein einziges Mal die Nase kurz hoch. Das Tempo war
wie gewohnt, langsam und somit äußerst konzentriert.
Das
Bringselverweisen war ebenfalls sicher und natürlich freudig. Sie war
innerhalb kürzester Zeit mit Bringsel im Fang wieder da und führte mich
sicher zum Stück. Als sie am Bock war und ich etwa 30 m hinter ihr,
dauerte es Alegra zu lange. Sie nahm das Bringsel erneut auf und kam mir
auf den letzten Metern entgegen. Die Augen meiner Hündin funkelten, weil
sie mir unbedingt den Bock zeigen wollte. Unvergessliche Momente...
Eike Behrens und die anderen beiden Richter Dieter Kehrstephan und Uwe Meißner waren begeistert. Am Stück war ich gerührt. Das bewegt. Der Hörnerklang nach einer solchen Arbeit. Obmann Behrens hat sich dann für die nicht ganz getroffenen Töne auf dem Jagdhorn entschuldigt und sagte: Diese Arbeit hätte ein besser geblasenes Totsignal verdient.
Dann kam die Wasserarbeit, Stöbern ohne Ente, Schussfestigkeit, Verlorenbringen einer Ente aus dem Schilf und Stöbern an der lebenden Ente. Alles prima gelaufen ... die Ente wurde vor Alegra sauber erlegt und sie brachte wie immer sicher. Weiter ging es mit der Fuchs- und Kaninschleppe im Wald. Bei diesen Arbeiten wurde uns je ein "sehr gut" vom Richterobmann verkündet. Abschließend nahmen wir dann noch die kleinen Waldfächer in Angriff. Die hier geforderten Leistungen sollte man nicht unterschätzen: Leinenführigkeit, Pirschgang frei bei Fuß, Ablegen, Stöbern und Buschieren.
Der erste Prüfungstag war somit ohne riesige Verluste ganz gut verlaufen. Ab ins Suchenlokal - es war mittlerweile 17.00 Uhr.
Wir waren in einem sehr gut mit Niederwild besetzten unterfränkischen
Revier und da gab es Hasen und Rebhühner wie man es sich für eine Prüfung
wünscht.
Alegra ist auch ein hervorragender Feldhund. Sie stand
bombenfest vor... Schussruhe Gehorsam am Federwild, am Hasen, Suche,
Schleppe, Verlorensuchen...
Ich wusste dass im Feld nichts schief
geht... wir haben dann 96 von 100 Pkt. bekommen und im Gehorsam 68, also
volle Punktzahl. Ein Dank an die Richtergruppe um Richterobmann Andreas
Wennemer. Es war so als würden wir zusammen zur Niederwildjagd gehen. So
sieht Jagd- und auch Prüfungspraxis aus.
Ein Ereignis und ein Erlebnis welches man vielleicht nur einmal im Leben so durchlebt und erlebt. Das Schönste an diesen wunderbaren Prüfungstagen sind die Bilder die man jetzt für immer bei sich trägt. Wenn ich bedenke, dass diese Prüfung seit 51 Jahren besteht und sie jetzt mit meinem Namen untrennbar verbunden ist, dann macht mich das stolz.
Dass zu einem Suchensieg immer Suchenglück gehört, ist denke ich jedem bekannt, der Hunde auf Verbandsprüfungen führt. Offensichtlich war das Glück auch auf unserer Seite. Somit konnte ich bei dem sehr feierlichen Festabend, vom Suchenleiter Norbert Wirsing den Wanderpreis für den Sieger der 51. Internationale VGP entgegennehmen. 337 Pkt. im I. Preis.
Viele Glückwünsche haben mich erreicht. Eine gute Freundin aus Nordrhein-Westfalen schrieb mir
am nächsten Tag:
„Genieße es. Du hast jetzt für ein Jahr den besten Deutsch Langhaar der
Welt.“ Sie hat damit recht, obwohl ich das aus diesem Blickwinkel noch nie
gesehen habe. Beim Lesen dieser Nachricht waren die Emotionen wieder da
und ich glaube, sie kommen auch immer wieder, wenn ich an diese Prüfung
denke.
Ich freue mich riesig darüber, dass Deutschland auch die
Nationenwertung gewonnen hat. Wir erhielten drei I. Preise und einen II.
Preis. Ein hervorragendes Ergebnis.
Alle Mühen, Höhen und Tiefen sowie die vielen Kilometer während der Vorbereitung sind vergessen. Mein uneingeschränktes Vertrauen zu Alegra und das gänzliche Einlassen auf meine Hündin war sicher ein sehr großer Baustein für diesen Erfolg.
Ob Goethes Faust Deutsch Langhaar führte halte ich für sehr unwahrscheinlich, das Erscheinungsjahr 1808 war etwas zu früh. Dennoch trifft eine Zeile aus diesem Werk uneingeschränkt zu:
"Wenn Ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen."
Abschließend noch ein herzliches Waidmannsdank an alle Verbandsrichter, die aus ganz Deutschland angereist waren, an alle Helfer im Hintergrund, an alle Revierinhaber und an Norbert Wirsing, der als Prüfungsleiter alle Fäden sicher in der Hand hatte. Ebenfalls an die Mannschaften aus Tschechien und Österreich sowie an meine deutschen Mannschaftskollegen Gerti, Markus und Michael. Wir waren ein tolles Team.
Diese Tage werden immer in meiner Erinnerung bleiben.